Szabo-Scandic: Studie Forschungstrends in Österreich


Wien, Jänner 2022: 83 humanmedizinische und 10 veterinärmedizinische Medikamente erhielten 2021 in der EU die Marktzulassung. Im Jahr 2020 waren es 90 humane und 19 veterinäre Medikamente. Das ist ein Minus von gesamt 15 Prozent. Allerdings war 2020 ein Extremjahr mit besonders vielen Zulassungen. Die meisten Therapien wurden – wie schon in den Jahren zuvor – im Bereich Onkologie angemeldet. Zudem hatten private und öffentliche Forschungseinrichtungen in Österreich besonders viele Publikationen zu Impfstoffen und Medikamenten gegen Infektionserkrankungen erwartet. Tatsächlich sind in den letzten beiden Jahren so viele Impfstoffe, wie in den letzten zehn Jahren nicht, zugelassen worden. Das zeigt das Forschungsbarometer, das Medizinproduktespezialist Szabo-Scandic kürzlich veröffentlicht hat.

Für die Analyse der Forschungstrends in Österreich dokumentierte Szabo-Scandic die Marktzulassung von Medikamenten durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA und verglich diese Daten mit den Einschätzungen von insgesamt 81 Fachkräften aus Forschungseinrichtungen wie Universitäten und Labors, Krankenhäusern und Herstellern.

2021 erreichten deutlich weniger Medikamente die Marktzulassung in der EU als noch 2020. Dennoch liegt 2021 bei humanmedizinischen Zulassungen über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre und belegt mit insgesamt 93 Zulassungen den 4. Platz. Die meisten Zulassungen seit 2012 gab es 2020. Mit insgesamt 109 Marktbewilligungen für human- und veterinärmedizinische Therapien liegt 2020 deutlich an der Spitze, gefolgt von 2017 mit 100 Zulassungen und 2018 mit 97. Der Großteil der Zulassungen betrifft Medikamente für Menschen, der Markt für veterinärmedizinische Therapien ist deutlich weniger dynamisch.



Einfluss von Covid-19

Die Corona-Pandemie hat vor allem die Entwicklung von Impfstoffen verstärkt. 2020 und 2021 sind nicht nur die Covid-19 Vakzine von BioNTech Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Janssen sowie im Dezember 2021 von Novavax für den europäischen Markt zugelassen worden. Neu auf dem Markt sind auch Impfstoffe gegen Ebola, Cholera, Meningokokken sowie Influenza. Insgesamt wurden 2021 sechs Impfstoffe zugelassen, davon vier zur Prophylaxe gegen Covid-19. 2020 erreichten sieben Impfstoffe die Marktreife, davon auch das erste Covid-19-Vakzin.



Forschungsschwerpunkte 2021

Die meisten Medikamente wurden sowohl 2020 als auch 2021 gegen onkologische Erkrankungen auf den EU-Markt gebracht. 24,4% aller 2020 zugelassenen Medikamente sind für den Einsatz bei Krebstherapien konzipiert, 2021 sind es sogar 36,1%. Medikamente gegen Covid-19 belegten 2021 Platz sieben. Allerdings sind bisher nur vier Medikamente zur Behandlung von Corona-Erkrankungen zugelassen. Drei erhielten 2021 grünes Licht von der EMA für die Vermarktung. Ein Medikament erhielt 2020 mit der Zulassung für die Covid-19 Therapie eine Zweitnutzung. Die rasche Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 ist einerseits der Verwendung von Plattformen-Impfstoffen (mRNA und Vektor) zu verdanken, da diese auf bereits entwickelten „Bauplänen“ aufsetzen konnten, andererseits dem eigens geschaffenen Rolling Review, bei dem die Zulassungsbehörden frühzeitig eingebunden waren. Gleichzeitig bindet die Entwicklung von Therapien gegen Corona-Erkrankungen deutlich sichtbar Ressourcen. 2021 waren die Zulassungen von Medikamenten für Atemwegserkrankungen als auch Virostatika und Antibiotika signifikant rückläufig.



Forschungsfokus Impfstoffe und Infektionskrankheiten

Diese Entwicklung deckt sich auch mit den Aussagen der forschenden Institutionen in Österreich. 2021 konzentrierte sich die Forschung nach Aussage der Institutionen angesichts der Corona-Pandemie verstärkt auf Infektionskrankheiten und die Entwicklung neuer Impfstoffe. Im Jahr 2020 forschten noch mit 41 Prozent die meisten Befragten zum Thema Zellkultur und Zellmetabolismus (41%), gefolgt von Onkologie (27%). Dennoch erwarteten die Forscherinnen und Forscher 2021 die meisten Publikationen im Bereich Impfstoffentwicklung (80%), dicht gefolgt von Virologie (79%) und Immunologie (62%). Das ist ein eindeutiges Signal, dass die Forschung derzeit stark mit der Bekämpfung von Covid-19 beschäftigt ist. Andere Forschungsbereiche wurden und werden noch immer nach hinten gestellt.