Struktur und Funktion

Das Komplementsystem ist ein wichtiger Teil der Immunabwehr mit einer Reihe von biologischen Effekten, die hauptsächlich zu einer Entzündungsreaktion und somit zur Aktivierung von Zellen wie Leukozyten und Endothelzellen beitragen. Ein intaktes Komplementsystem ist essentiell für den Schutz gegen Infektionen. Dennoch ist dieses System ein zweischneidiges Schwert: gesteigerte, unkontrollierte oder falsche Aktivierung können für den Patienten potentiell gefährlich werden.

Das Komplementsystem besteht aus mehr als 30 Proteinen, deren Zusammenarbeit unter strenger Kontrolle von Regulatorproteinen steht.

Die wesentlichen Funktionen lassen sich zu 4 Mechanismen zusammenfassen:

  1. Opsonisierung von Fremdzellen, vor allem mit C3 Produkten
  2. Chemotaxis durch C5a Freisetzung und in weiterer Folge Phagozytose des Erregers
  3. Lyse durch Porenbildung in der Membran (C5b-9)
  4. Immunsystemregulierung

3 Wege

Die Aktivierung erfolgt über 3 Wege:

Der Klassische Weg wird über die Bindung eines Antikörpers an ein Antigen aktiviert. Die Aktivierung des Lektin Weges findet über das Mannose bindende Lektin (MBL), über gewisse Oberflächenstrukturen von Bakterien, bestimmte IgA Formen und über geschädigtes Endothelium statt. Der Alternative Weg unterscheidet sich von den beiden anderen Wegen dadurch, dass er nicht direkt aktiviert wird, sondern durch spontanen Zerfall von C3 in C3a und C3b immer auf geringem Level aktiv ist.

Diese drei Wege ergänzen und verstärken sich untereinander. Nach der Aktivierung des Komplementfaktors C3 münden sie in eine gemeinsame Endstrecke (C5-C9).

 


Wozu die Aktivität des Komplementsytems messen?

Die biologischen Komponenten des Komplementsytems führen aber nicht immer zu der gewünschten Abwehrreaktion, sondern können auch Krankheitssymptome generieren. Erhöhte Infektanfälligkeit (verminderte Opsonisierung bzw. Lyse) oder Autoimmunerkrankungen entstehen durch Fehlen einer Komponente durch ungenügende Aktivierung. Fehlt ein Regulatorprotein kommt es zu einer verstärkten Aktivierung, was wiederum zu Immunkomplexablagerungen oder Sepsis führen kann. Anaphylatoxine wie C3a, C4a und C5a erhöhen die Gefäßpermeabilität, führen zur Kontraktion der glatten Muskulatur und setzen Histamin aus Mastzellen frei. Die Folgen reichen von hochgradigen Entzündungen bis hin zum anaphylaktischen Schock.

Klinische Manifestationen

Komplementdefizite stehen in engem Zusammenhang mit zahlreichen Infektionen und Autoimmunerkrankungen:

  • Systemischer Lupus erythematosus (SLE)
  • Rheumatoide Arthritis
  • Sepsis
  • Hämolytisch Urämisches Syndrom (HUS)
  • Komplikationen bei Organtransplantationen
  • Hereditäres Angioödem
  • Hämolytisch Urämisches Syndrom und Membranproliferative Glomerulonephritis
  • Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie

Aktivierung des Komplementsystems ist Teil von aktiven Autoimmunerkrankungen und spiegelt den laufenden Krankheitsprozess wieder. Durch neue Therapiemöglichkeiten ist es möglich die Komplementaktivität zu regulieren.

Kurzer Interpretationsleitfaden:

Wieslab Screening Test

Die Messung der Funktionellen Aktivität wird vor allem dann relevant, wenn ein Mangel des Komplementsystems vermutet wird. Es wird hierbei die Neu-Entstehung / das Neoepitop des Membrane Attack Komplex (MAC) gemessen.

Spezifische Aktivatoren in den Vertiefungen der Mikrotiterplatte:

  • Klassischer Weg: IgM
  • Alternativer Weg: LPS
  • Lektin (MBL) – Weg: Mannan

Inhibitoren-haltige Puffer zur Verdünnung der Patientenseren stellen sicher, dass nur der gewünschte Weg aktiviert wird.

Quantifizierung mittels C9 spezifischer Antikörper.

Da die Komponenten etwas instabiler als andere Standard Laborparameter sind, ist das richtige Handling der Bestandteile und des Tests sehr wichtig, um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen.

Präanalytik

Serum (kein Plasma) aus Vollblut ohne Antikoagulantien für 1-2 Stunden gerinnen lassen

  • Gerinnung muss komplett abgelaufen sein
  • Probentransport optimal bei -20 °C
  • Maximal 24 Stunden bei Raumtemperatur stabil
  • 48 Stunden bei 4°C
  • Zur längeren Lagerung Aliquote bei -70°C einfrieren
  • Wiederholtes Einfrieren und Auftauen vermeiden

Verwendung gefrorener Proben

  • Bei 37°C im Wasserbad auftauen, dann zügig verarbeiten
  • Im Probenpuffer verdünnt bis zu einer Stunde bei Raumtemperatur stabil

Positive Kontrolle (+ Aktivitätskontrolle des Klassischen Weges)

  • Lypholisiert bei -20 °C
  • Nach dem Auflösen portioniert bei -70°C lagern

Restliche Bestandteile

  • Lagerung bei 2-8 °C

Inkubation

  • Inkubationsschritt bei 37°C
  • Falls ein Brutschrank verwendet wird: ohne CO2(→ falsch niedrige Ergebnisse für MBL Weg)
  • 60 Minuten Inkubation einhalten, besonders für den Alternativen Weg

Wichtige Hinweise

  • Nur den für den jeweiligen Weg spezifischen Probenverdünnungspuffer verwenden, da die anderen Wege dadurch inhibiert werden
  • 15 Minuten Vorinkubation des MBL Weges zur Blockade des Klassischen Weges
  • Andere Verdünnung beim Alternativen Weg (1:18 statt 1:101)!!!!
  • Nur die für den jeweiligen Weg spezifischen positiven Kontrollen verwenden
  • Positive Kontrolle ist nicht Kit-Lot-spezifisch, kann separat bestellt werden
  • Waschpuffer und Substrat sind in allen Komplement Kits identisch, Konjugat bedingt (lotspezifisch)

Ihre Vorteile

  • Schnelle und einfache Testdurchführung für alle 3 Wege
  • Separate Bestimmung der Einzelwege oder aller drei Wege auf einer Platte möglich
  • Ergebnisse innerhalb von 3 Stunden
  • Geringe Probenmenge (5µl oder 20µl je nach Weg)
  • Durch abbrechbare Streifen auch Analyse weniger Patienten möglich (Notfall – Untersuchung)
  • Validierte Protokolle (Dynex)
  • CE makiert

Ein Test für alle drei Wege

COMPL 300

ELISA kit for total functional assessment of the complement system (96 wells breakapart)

COMPL CP310

ELISA kit for total functional assessment of the Classical pathway (96 wells breakapart)

COMPL MP320

ELISA kit for total functional assessment of the Lectin (MBL) pathway (96 wells breakapart)

COMPL AP330

ELISA kit for total functional assessment of the Alternative pathway (96 wells breakapart)

CE marked for IVD use

Instructions for Use

Weitere Informationen, Literatur und Fallberichte finden Sie hier: http://www.complementsystem.se/home